Donnerstag, 4. August 2011

Ausrüstung #1 - Bruche

So, es ist soweit, das erste textile Stück ist fertig. Dabei handelt es sich um die so genannte "Bruche". Für Reenactor nichts Neues, aber für alle, die in dem Bereich nicht tätig sind, gibts jetzt eine Erklärung:

Die Bruche war das unterste Kleidungsstück des Mannes ab dem Hochmittelalter. Bruchen kann man auf vielen verschiedenen Abbildungen erkennen, Fundstücke gibt es aber keine, was auch eine genaue Rekonstruktion des Schnittes verhindert. Es haben sich allerdings zwei Schnitte durchgesetzt, einerseits der Purrucker-Schnitt (nach Barbara Purrucker) und der Thursfield-Schnitt (nach Sarah Thursfield). Meine Bruchen richten sich nach dem Thursfield-Schnitt.
 

Die Bruchen wurden mit der Zeit immer kürzer, waren sie im 13. Jahrhundert noch sehr lang und weit (siehe Abbildung rechts, "Maciejowskibibel", ca. 1250, Frankreich), wurden sie im 15. Jahrhundert sehr kurz und eng (als Beispiel der "Tiroler-Tanga").
Das 14. Jahrhundert war also die Zeit, in der sich der Schnitt weitgehend veränderte.



Ich orientiere mich an eine Darstellung aus Judenburg, nämlich der Kreuzigungsszene in der Kirche St. Magdalena aus dem 2. Drittel des 14. Jahrhunderts:


Meine Bruchen sind jedoch weiter (bezüglich Komfort), doch in derselben Länge. Der Stoff ist natürlich handgewoben und sie wurden mit der Hand mit handgesponnenen Leinengarn zusammengenäht. Im Moment verwende ich einen Lederriemen als Bruchengurt, den ich aber wahrscheinlich gegen ein Textilband austauschen werde. Nestelbänder, Kordeln oder generell Schnüre haben sich, nach meiner Erfahrung, nicht bewährt, da sie einfach zu sehr in die Haut einschneiden. Bei der Bruche hängen zwei Bänder (Nestelbänder), die über den Bruchengurt geschlagen werden.




An jene Bänder werden die einzelnen Beinlinge ("hôse") festgemacht, damit jene bei Bewegung nicht nach unten rutschen. Die Beinlinge die ich hier trage, wären an und für sich für die Reise geeignet (pflanzengefärbt, etc.), aber ich werde dennoch ein neues Paar machen.




 Hier noch ein paar Detailfotos:


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